Zwei Kinder, zwei Jobs, eine traumhafte Umgebung, die zu Aktivitäten in der Natur geradezu ruft und jede Menge Patienten halten Doktor Rainer Stengel im kleinen Städtchen Niesky ganz ordentlich in Trab. So richtig ahnen konnte er das nicht, als er einst im gemütlichen Mainz Medizin studierte, später in Worms als Internist und schließlich an der deutsch-französischen Grenze in Saarbrücken als Oberarzt der Diabetologie arbeitete.
Eigentlich wollte er sich dort niederlassen. Seine juristische Beraterin, die auch für den Martinshof im ostsächsischen Rothenburg tätig war, fragte ihn, ob er sich sein Leben auch an einer anderen Grenze, der zu Polen vorstellen könne. Die Stelle als Leiter eines neuen Medizinischen Versorgungszentrums sei vakant. Zu Hause musste er da nicht lange fragen. Seine Frau stammt aus Niesky. Und so fuhren Hausstand und Familie im Herbst 2005 einmal quer durch die Republik.
Zweieinhalb Jahre lang baut Rainer Stengel das MVZ auf. Eine extrem spannende Zeit. „Ich hatte vorher genau einmal für 10 Tage in einer Praxis hospitiert“. Dann bekommt er das Angebot der Chefarztstelle im Nieskyer Emmaus-Krankenhaus und einer Niederlassung als Facharzt für Magen- Darmerkrankungen. In Doppelfunktion. Damit es nicht langweilig wird? „Nein“ lacht Stengel, „es ist ein echter Vorteil, dass ich meine Praxis-Patienten nach einer Einweisung klinisch gleich weiter behandeln kann, als Belegarzt.
Das relativ kleine Krankenhaus bringe gerade die jungen Kollegen außerdem viel schneller zu umfassender Praxis. „Sie müssen sich mit der Durchführung von Ultraschalluntersuchungen, Darmspiegelungen Untersuchung der Gallenwege beschäftigen, entwickeln dadurch schnell Selbstbewusstsein und Sicherheit – werden generalistisch ausgebildet. Das erleben sie in einem großen Krankenhaus nie, die sind viel stärker gegliedert. Wir haben hier die gesamte internistische Bandbreite vor uns.“ Auch für die niedergelassenen Ärzte sei das Emmaus, sagt Rainer Stengel, ein Gewinn. „Wir entwickeln uns zu einem ländlichen Versorgungszentrum, damit bleibt die enge Anbindung an die Kollegen in den Niederlassungen.“
Und Niesky, reicht das dem Weitgereisten? „Niesky passt zu uns. Ich bin in einer ländlichen Umgebung aufgewachsen und fühle mich hier extrem wohl. Meine Frau ist wieder nah bei ihrer Familie. Die Kinder sind 13 und 18, gehen auf ein gutes Gymnasium, die Fahrerei lässt sich koordinieren. Es bedeutet Lebensqualität für mich, wenn ich aus dem Wohnzimmerfenster in die Natur gucken kann. Neulich stand tatsächlich ein Reh im Garten.“ Das, so Dr. Rainer Stengel, sei auch sein Blick nach vorne beim Thema der ärztlichen Versorgung in der Fläche. „Wir setzen auf jungen Menschen von hier, die die Vorteile der Region kennen und schätzen. Nicht jeder mag den Stress der großen Städte.“
Text: Axel Krüger, Foto: Paul Glaser
"Neue Ärzte für das Land" ist eine Serie in Kooperation mit dem Ärzte-Netz Ostsachsen. Wir stellen drei Mediziner vor, die sich im Osten Sachsens niedergelassen haben. Das Ärzte-Netz Ostsachsen unterstützt den Landkreis Görlitz und die Oberlausitz bei der Anwerbung von Medizinern. Mehr Infos unter www.aerzte-fuer-ostsachsen.de.