„Der Weg zur Zufriedenheit führt mitten durch die Dankbarkeit.“ So steht es fein gerahmt auf dem Empfangstresen in der orthopädischen Praxis von Dr. Marco Hensel. Und ist weit mehr als ein Kalenderspruch. Freundlich schaut der hochgewachsene schlanke Mann über seine randlose Brille und drückt mit seiner ganzen Körpersprache aus, dass er zufrieden ist mit seiner Situation. „Früher, als ich in der Uni-Klinik Dresden gearbeitet habe, war ich davon überzeugt, dass eine Maximalversorgung nur dort stattfinden könnte. Das sehe ich heute gelassener.“ Im Gegensatz zu den dortigen zwölf Jahren hochspezialisierter Einzeltätigkeiten empfindet er heute seine Bestätigung darin, in der Löbauer Praxis als Generalist allumfassend zu wirken.
Er habe durchaus seine Zweifel gehabt, ob der Weg in die Niederlassung hier in der Oberlausitz der richtige ist. Nach fünf Jahren kann Hensel im Wesentlichen auf zwei Aspekte zurückschauen. Eine medizinisch anspruchsvolle und damit befriedigende Arbeit und eine klare wirtschaftliche Tragfähigkeit. „Kranke Menschen sind flächendeckend gleich verteilt, insofern gibt es hochinteressante Jobs auch in der Fläche“, sagt er heute zu jungen Ärzten, die über ihre berufliche Zukunft nachdenken. „Und die Ärzte- und Apothekerbank hat uns bei der Gründung sehr konstruktiv begleitet, ohne große eigene Sicherheiten.“
Gerade für Eltern kleinerer Kinder sei es zudem von Vorteil, sich die Zeit selbst einzuteilen, vor allem in einer Gemeinschaftspraxis, wo man sich schnell mal gegenseitig vertreten kann. „Das geht in keiner Klinik so gut.“ Dass die jungen Leute für die Jahre der Ausbildung raus in die Welt gehen, hält Dr. Hensel für absolut richtig. „Aber wenn sie dann zurückkommen, das ist doch großartig.“ Er sieht es für sich als Privileg in der Heimat arbeiten zu dürfen. „Viele Kollegen stehen jeden Montag früh am Flughafen.“ Er war selbst mehrere Jahre lang deutschlandweit unterwegs, pendelte für einige Zeit nach Zwickau. Jetzt ist er zu Hause. Und engagiert sich hier weit über die ärztliche Tätigkeit hinaus. Das ist ihm eine Herzensangelegenheit.
Gerne würde der Unfallchirurg andere ermuntern, es ihm gleich zu tun. „Vielleicht sollte man gezielt Assistenzärzte ansprechen“ wirft er ein, „40 Prozent wollen in die Niederlassung.“ Und zahlreiche Praxisübernahmen stünden aufgrund der Altersstruktur in den kommenden Jahren an. Er selbst ist einen anderen Weg gegangen, hat aufgrund einer frei gewordenen Zulassung „wie all die Anderen Anfang der neunziger Jahre“ neu gegründet. „Das war eine echte Herausforderung.“ Die Freude an der eigenen Verantwortung für das fachliche und wirtschaftliche Tun war und ist ihm das wert.
Text: Axel Krüger, Foto: Paul Glaser
"Neue Ärzte für das Land" ist eine Serie in Kooperation mit dem Ärzte-Netz Ostsachsen. Wir stellen drei Mediziner vor, die sich im Osten Sachsens niedergelassen haben. Das Ärzte-Netz Ostsachsen unterstützt den Landkreis Görlitz und die Oberlausitz bei der Anwerbung von Medizinern. Mehr Infos unter www.aerzte-fuer-ostsachsen.de.